Abteilung Berufs- und Wirtschaftspädagogik


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31. Mai 2022 : Niedersachsen will Berufsorientierungsmaßnahmen an berufsbildenden Schulen stärken

Bildungswerk der Niedersächsichen Wirtschaft schafft wirtschaftsnahes Angebot — Wissenschaftliche Begleitforschung durch die Universität Osnabrück

Hannover/Osnabrück. Die Folgen der Corona-Pandemie haben in den vergangenen beiden Jahren die Möglichkeiten guter Beruflicher Orientierung stark eingeschränkt. Oft fehlten nicht nur Berufsausbildungsmessen oder Praktikumsplätze, sondern es mangelte auch an einem proaktiven digitalen Ansatz für die Berufliche Orientierung an Schulen. 

Junge Menschen stehen heute vor einer ständig wachsenden Auswahl neuer Berufsbilder. Das gilt auch für Schülerinnen und Schüler, die vollzeitschulische, nicht berufsqualifizierende Bildungsgänge der berufsbildenden Schulen besuchen. Viele haben sich zunächst einmal für eine berufliche Fachrichtung entschieden, sind aber in dieser Entscheidung noch nicht gefestigt. Für einen konkreten Berufswunsch fehlt ihnen oft ein umfassender Überblick über ihre Möglichkeiten. 

Oft bemerken die Schülerinnen und Schüler erst nach dem Kennenlernen der betrieblichen Praxis, dass der von ihnen anvisierte Berufsbereich nicht ihren Vorstellungen entspricht. Unbewusste Geschlechterklischees erschweren dabei zusätzlich einen umfassenden Überblick über viele potenzielle Ausbildungsberufe und Studiengänge.

Vor diesem Hintergrund hat das Niedersächsische Kultusministerium dazu eingeladen, im Rahmen des Projekts „Zusätzliche Berufliche Orientierung an niedersächsischen öffentlichen berufsbildenden Schulen“ innovative betriebsnahe Maßnahmen zur zusätzlichen Beruflichen Orientierung zu entwickeln, die speziell an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler der berufsbildenden Schulen angepasst sind. Trotz der angestrebten Praxisnähe sollen die Angebote auch digital durchführbar sein. 

Die niedersächsischen berufsbildenden Schulen haben eine hohe Expertise in puncto Beruflicher Orientierung und leisten bereits viel auf diesem Gebiet in Zusammenarbeit mit den Beratungsfachkräften der Agenturen für Arbeit und der Jugendberufsagenturen. Im Gegensatz zu den allgemeinbildenden Schulen fehlen den berufsbildenden Schulen jedoch standardisierte Angebote zur vertieften Beruflichen Orientierung, die sie analog den Modulen der Koordinierungsstelle Berufsorientierung (KoBo) für ihre Schülerinnen und Schüler buchen können. Im Rahmen des Projektes sollen Mindeststandards und Formate für die zusätzliche Berufliche Orientierung entwickelt werden, die nach Ablauf der Projektzeit von den berufsbildenden Schulen entweder bei externen Bildungsträgern gebucht oder - mit Hilfestellungen - in eigener Regie durchgeführt werden können.

In einem kompetitiven Verfahren haben das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) in Kooperation mit der Universität Osnabrück den Zuschlag erhalten. Ziel ist es, den Bedarf an zusätzlichen Berufsorientierungsmaßnahmen in den vollzeitschulischen, nicht berufsqualifizierenden Bildungsgängen an berufsbildenden Schulen zu decken. Das Projekt ist mit einer Laufzeit von insgesamt zwei Jahren für die Konzeption, Entwicklung und Erprobung zusätzlicher Maßnahmen der Beruflichen Orientierung an berufsbildenden Schulen ausgestattet. Damit die zu entwickelnden Formate einen echten Mehrwert für die berufsbildenden Schulen darstellen, wird ihre Expertise in allen Projektphasen Berücksichtigung finden. Das Projekt wird im Rahmen der neuen Bund-Land-Vereinbarung Bildungsketten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. 

Kultusminister Grant Hendrik Tonne: „Berufliche Orientierung ist insbesondere vor dem Hintergrund sich immer weiter differenzierender Berufsbilder und einem beobachtbaren dynamischen Wandel in der Berufswelt von zentraler Bedeutung und darf nicht an allgemein bildenden Schulen enden. Um jungen Menschen negative Erfahrungen eines Ausbildungs- und Studienabbruchs zu ersparen, wollen wir die Berufliche Orientierung an allen Schulformen stärken. Dazu gehören auch berufsbildende Schulen. Denn Erkenntnisse aus unseren bisherigen Modellvorhaben zur Optimierung des Übergangs Schule-Beruf zeigen, dass bei vielen Schülerinnen und Schülern, die in die vollzeitschulischen nicht berufsqualifizierenden Bildungsgänge der berufsbildenden Schulen einmünden, der Berufswahlprozess noch nicht abgeschlossen ist. Ich freue mich, dass wir mithilfe der Bundesförderung und mit dem BNW und der Universität Osnabrück als starken Partnern Mindeststandards und Formate für zusätzliche Berufliche Orientierung entwickeln und erproben werden, von denen perspektivisch alle Schülerinnen und Schüler der niedersächsischen berufsbildenden Schulen profitieren können.“

„Wir setzen auf praxisnahe und zielgerichtete Angebote. Junge Menschen brauchen Klarheit, Orientierung und eine berufliche Perspektive, die ihren Potenzialen entspricht. Unternehmen brauchen dringend Nachwuchs. Wir bringen beides zusammen. Für die jungen Leute schaffen wir Sicherheit, was ihnen liegt, für die Unternehmen schaffen wir Verlässlichkeit, dass Bewerber auf den richtigen Beruf setzen. Wir freuen uns daher, unseren Beitrag zu leisten, um die Potentiale und Fähigkeiten von Jugendlichen mit spannenden und engagierten Ausbildungsbetrieben zusammenzuführen“, sagt BNW-Hauptgeschäftsführer Tobias Lohmann.

Das BNW übernimmt in dem Projektverbund die Entwicklung und Durchführung der Berufsorientierungsmaßnahmen. Das Bildungswerk verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung mit der Berufsorientierung an Schulen. Dabei kennt das BNW sowohl die Bedürfnisse der jungen Menschen als auch die betriebliche Wirklichkeit der Unternehmen. Hier begleitet das Bildungswerk seit vielen Jahren Betriebe bei der attraktiven Gestaltung ihrer Ausbildung. 

Die Beratung und wissenschaftliche Begleitforschung wird in dem Projektverbund durch die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Bals und Dr. Janika Grunau der Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Universität Osnabrück durchgeführt. Die Projektleitung übernehmen Dr. Janika Grunau und Dr. Miriam Lotze.